INTERVIEW: Frau von der Heyden, empfinden Lehrer*innen Klassenfahrten als unangenehme Pflichterfüllung im Schuljahr?

Ausgabe 3 – 10. Januar 2022 im SV-Raum

Im Interview spricht Lehrerin Simone von der Heyden über ihre russische Klavierlehrerin, die acht Schulen, an denen sie bereits unterrichtet hat und wie sie die Schule, für 5te und 6te Klassen, mit Musik gestalten.

Sie sind neu an unserer Schule und viele kennen Sie nicht… daher die Frage: Wie heißen Sie?

„Ich heiße Simone von der Heyden.“

Welche Fächer unterrichten Sie und warum genau diese?

„Musik und Englisch! Musik mache ich schon seit dem ich denken kann und nach der Schule wusste ich nicht genau, was ich werden möchte und da war Musik die Option. Zu einem künstlerischen Fach, benötigt man auch noch ein wissenschaftliches Beifach. Da dachte ich mir, in welchem Fach kann ich schön Druck machen und da kam mir Englisch in den Sinn. Und Deutsch naja… aber Mathe, auf keinen Fall!“ *lacht*

Würden Sie uns Ihr Alter verraten?

„39 und das, obwohl ich von allen Klassen in der Vorstellungsrunde jünger eingeschätzt werde… Meine Mama sagt heute noch zu mir, dass ich mich „lehrerhafter“ anziehen soll.“ *lacht*

Wie lange unterrichten Sie schon an dieser Schule bzw. im Allgemeinen?

„Also, an dieser Schule, bin ich seit diesem Schuljahr ganz neu, aber Lehrerin an sich, bin ich etwa 8 oder 9 Jahre schon. Die Freiherr-vom-Stein-Schule ist auch bereits meine achte Schule.

Und weshalb sind Sie an unsere Schule gewechselt?

„Also, ich komme ursprünglich aus Baden-Württemberg und das ist meine dritte Schule hier im Umkreis und mein Mann ist Schuld. 😀 “

Wie kamen Sie zu dem Beruf Lehrer?

„Ich wusste nach dem Abi erstmal überhaupt nicht, was ich machen soll, aber ich spiele jetzt schon mein Leben lang Klavier und deshalb war es klar, irgendetwas mit Musik zu machen. Und meine russische Klavierlehrerin meinte *im russischen Akzent*: „Werde Lehrerin, das ist sicher!und deswegen habe ich auch Lehramt studiert.“

Nennen Sie einen Fakt über sich, den keiner kennt?

„Ich bin sehr, sehr gut im Planen und Organisieren, aber sehr, sehr schlecht im Umsetzten… Ein weiterer „Fakt“ ist, dass ich Kinder habe. Was auch vielleicht ganz lustig ist, ich habe früher zu meiner Schulzeit Sport gehasst, aber heutzutage finde ich Sport eigentlich ganz gut und auch wichtig. Jetzt, wo ich meine Kinder habe, kann ich dem leider nicht mehr ganz nachgehen, aber zuvor bin ich die Woche schon zwei- bis dreimal 10 Kilometer gelaufen… Mein Mann hat aber sehr lange Beine und das führt beim Laufen zu unterschiedlichen Geschwindigkeiten, weshalb wir uns entschieden haben, beim Joggen getrennte Wege zu gehen.“ *lacht*

Haben Sie sich gut in die Schule eingelebt oder viel Ihnen der Anfang schwer?

„Dadurch, dass es jetzt schon die achte Schule ist, weiß ich, wonach ich schauen muss, um zu überleben. Ich weiß auf jeden Fall, welche Lehrer für mich wichtig sind. Ich muss dann auch immer schauen, welche Schulregeln es gibt, aber ansonsten fühlt es sich so an, als wäre ich schon ewig hier.

Bei den anderen Schulen haben es leider die Umstände so erzwungen, dass ich leider immer nur ein Jahr an der Schule bleiben konnte. Seit meiner letzten Schule bin ich fest angestellt und mal sehen was jetzt noch auf mich zu kommt. Jetzt bin ich erstmal angekommen und hab mich eingelebt, Musik hat hier noch viel Potenzial.

Jetzt hoffe ich natürlich, wenn manche Kinder das hier lesen und mich besser kennenlernen, dass sie mir und dem Fach Musik eine Chance geben. Und mein Ziel hier an der Schule ist auf jeden Fall ein Unterstufen-Chor und ein Unterstufen-Orchester. Und das kann ich natürlich nur erreichen, wenn ich bleibe.“

Finden Sie es schwer, eine fünfte Klasse zu unterrichten?

„Manchmal ja… aber wirklich NUR manchmal. Also ich freue mich schon auf meine Schüler und jede Klasse hat ja auch ihren eigenen Charakter und ihre Vor- und Nachteile.“

Sollten Ihrer Meinung nach, die nächsten 5ten Klassen ebenfalls Mentoren haben?

„Also ich bin auf jeden Fall dafür, weil die 5.-Klässler dann auch von den älteren Schülern einen Eindruck bekommen können und wie sollten sie sonst einen Zugang zu ihnen finden?Dann wissen sie, in welche Richtung sie sich entwickeln können und wie es später mal so abläuft.  Also zur meiner Schulzeit hatte jeder von uns seinen eigenen Mentor und die Idee finde ich eigentlich auch echt schön.“

Sollten lieber in der 5ten oder 6ten Klassenstufe Klassenfahrten stattfinden?

„Wenn die Kinder sich untereinander noch nicht richtig kennen, macht es schon Sinn, damit sie zusammenwachsen. Aber in der 6ten Klasse macht es wiederrum auch viel Sinn. Es hat beides Vor- und Nachteile, das Glas ist sowohl halb voll, als auch halb leer.“

Was waren Ihre Hass- und Lieblingsfächer in der Schule?

„Die Naturwissenschaften haben leider bei mir immer sehr gelitten, genauso wie Sport. Jedoch war Deutsch immer super. Wenn aber das Verhältnis mit einem Lehrer stimmt, dann kann auch Mathe Spaß machen.“

Mit welchem Lehrer verbringen sie Ihre meiste Zeit?

„Da ich noch relativ neu bin und organisieren muss, hatte ich dafür noch nicht so viel Zeit. Die Musiker sind, wahrscheinlich wie die Naturwissenschaftler, oftmals unter sich.
Mich trifft man meistens in den Musik-Zimmern an und eher weniger im Lehrerzimmer. Frau Süwer ist meine Verbindung zum Lehrerzimmer, da sie zur selben Zeit wie ich angefangen hat und wir uns gut verstehen. Wir kommen auch tatsächlich von derselben Schule. Im Allgemeinen jedoch, variiert es immer.“

Wie haben Sie das Homeschooling empfunden?

„Das Homeschooling habe ich ja hier nicht mit erlebt. Ich war vorher auf einer Gesamtschule, das war auch der Grund, weshalb ich gewechselt bin, da ich eigentlich gerne wieder in einem Gymnasium unterrichten wollte. Das Homeschooling allerdings, hat dort auch nicht so gut funktioniert.“

Auf welchen Schulen waren Sie bereits, vor der Fvs?

„Also, ich war in Hanau auf einer Schule, in Fechenheim auf einer und in Stuttgart sogar auf fünf Schulen. Ich komme ganz schön herum.“ *lacht*

Welche Qualifikationen benötigt man als Lehrer?

„Also ich persönlich bin der Überzeugung, dass man neben der fachlichen Kompetenz, auch Zugang zu den Schülern finden muss. Bei Musik zum Beispiel weiß ich, dass es nicht jedem liegt, allerdings sollte man sich darauf einlassen und dann akzeptiere ich auch, wenn man im Nachhinein sagt, dass es einem nicht so gefallen hat. Die größte Herausforderung eines Lehrers ist es, die Schüler für alle Themen gewinnen zu können.“

Haben Sie private Hobbys, von denen Sie uns erzählen möchten?

„Also tatsächlich, man mag es kaum glauben hahaha, habe ich Sport ganz gerne. Inzwischen komme ich allerdings überhaupt nicht mehr dazu, da mein Alltag schon so sportlich ist 😉 . Früher habe ich auch sehr gerne gekocht, jetzt schummel ich und benutzte den Thermomix, der einem sehr viel Arbeit abnimmt. Ich nehme ihn sogar immer mit in den Urlaub, obwohl mich meine Freunde dafür auslachen. Ansonsten verbringe ich jede freie Minute mit meinen Kindern und meinem Mann.“

Welche Wege gibt es, den Beruf Lehrer zu erlernen?

„Ich wollte tatsächlich nie Lehrerin werden. Alles bloß nicht Lehrer, hahaha. Ich kann nur raten für alles offen zu sein, denn selbst ich bin nun doch Lehrerin geworden und das ist für mich im Nachhinein der Traumjob.“

Haben Sie ein Vorbild?

„Puh, das ist eine schwere Frage. Bei mir wechselt dies immer. Einerseits habe ich meine Mama im Hinterkopf, was sie alles geleistet hat, andererseits  gibt es auch natürlich immer wieder Prominente oder Personen im Alltag, zu denen man aufsieht. Momentan habe ich allerdings kein Vorbild.“

Welche drei Wörter beschreiben Sie?

„Das habe ich mir schon vorher überlegt mit meinem Mann. *lacht* Ich bin auf jeden Fall ein Optimist, sehr kommunikativ und spontan bzw. flexibel.“

An vielen Schulen ist ja auch Mobbing oder Ausgrenzung ein großes Thema. Ignorieren Lehrer dieses Problem manchmal, damit sie diesem Konflikt aus dem Weg gehen und wenn nicht, was unternehmen sie dagegen?

„Für einen Lehrer ist dies schwierig. Einerseits möchte man den Schülern helfen, andererseits, wenn wir jedem Schüler Raum geben, nimmt das Überhand und nicht jedes „Mobbing“ ist gleich Mobbing. Ich versuch dann schon, den Auflösungsprozess zu unterstützen, aber ich sag dann auch irgendwann wenn es reicht, dass es reicht. Ich hatte zum Glück noch nie stark mit Mobbing zu tun. Wenn Schüler auf mich zukommen, würde ich niemals die Tür vor ihnen verschließen.“

Empfinden Lehrer*innen Klassenfahrten als unangenehme Pflichterfüllung im Schuljahr?

„Das werde ich dann sehen.“ *lacht*

Hat man als Lehrer, manchmal, eine große psychische Belastung?

„Meiner Meinung nach, ist der Lehrerberuf manchmal eine große Herausforderung, dies können allerdings wirklich nur Lehrer nachvollziehen. Das Schwierige ist, dass man keinen geregelten Zeitplan hat.

Es ist viel, aber es macht mir Spaß. Würde mir dies nicht Spaß machen, würde es mich psychisch belasten. Das kommt allerdings sehr auf den Typ drauf an und daher ist die Jobwahl so wichtig.“

Wie sieht ein typischer Tag bei ihnen aus?

„Durchgeplant! Von morgens bis abends.“

Wie viele Stunden arbeiten Sie durchschnittlich in der Woche?

„Auch wenn ich nur „Teilzeit“ arbeite und nur 18 Unterrichtsstunden habe, mache ich jeden Tag etwas für die Schule. Auch Samstag, auch Sonntag.“

Was war Ihre schlechteste Note in der Schule?

„Kein Kommentar 😉 . In Klammern, das sagt ja wohl alles.“

Haben Sie an unserer Schule, schon einmal eine Missbilligung verteilt?

„Ja und tatsächlich an dieser Schule.“

 

Kommen wir zu den Entweder oder Fragen:

Englisch oder Musik?

„Musik!“

Lebenserfahrung oder Bildung?

„Lebenserfahrung.“

süßes oder salziges Popcorn?

„Süßes Popcorn“

Grundschule, Gesamtschule, Hauptschule, Realschule oder Gymnasium?

„Gymnasium!“

Ein neues Schullogo oder das Alte behalten?

„Für mich ist ja das „Alte“ neu, daher kann ich dazu nichts sagen.“

„Ich würde gerne noch einen Aufruf starten. Ich würde gerne einen tollen Unterstufenchor oder ein Orchester, für 5te und 6te Klassen einführen. Die Schule sollte mehr mit Musik gestaltet werden. In meinem Chor oder Orchester, werden wir keine eingestaubten Lieder singen, sondern moderne, wie Acapella, Musicals, aktuelles aus den Charts, Metal, Schlager,  usw. … Wenn ihr Lust darauf habt, meldet euch gerne bei mir.“

 

Wir bedanken uns bei Fr. von der Heyden  für das tolle interview und hoffen das ihr Neues über sie herausfinden konntet.
Die vierte Auflage der Lehrer-Interview-Reihe befindet sich noch in Planung.
Wir würden uns über Feedback, Kommentare oder auch Verbesserungsvorschlage von seitens den Schüler und auch Lehrern freuen.

Das Interview wurde von Vivian Jung (10d) und Alida Gentner (10d) geführt.

 

3 Kommentare

  1. Anonymous

    Wieso fehlen sie so oft? Haben sie keine Lust hier zu sein?

    Antworten
  2. Sarabel

    Ich finde eure Interviews immer super schön und interessant. Gibt es die auch als ausgedruckte Zeitung?

    Antworten
    1. Admin [ds] (Beitrags-Autor)

      Hallo Sarabel,
      danke für deine Rückmeldung. Im Moment gibt es die Schülerzeitung nur digital.
      Liebe Grüße
      die Redaktion

      Antworten

Schreiben Sie einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert