Es spürte ein Kitzeln und merkte, wie sich manche Stellen auf seiner weißen Oberfläche dunkelblau färbten. Das war aufregend und komisch. Schließlich hatte es sich schon immer gefragt, was passieren würde, wenn es aus diesem Regal geholt wurde. Damit hatte es aber am wenigsten gerechnet. Ein wenig wehmütig sah es zu, wie das Weiß, immer mehr dunkelblaue Linien und Punkte bekam. Doch plötzlich hörte es ein wütendes Schnauben und dann spürte es, wie es aufgehoben und zerknüllt wurde. Anschließend flog es in einem hohen Bogen auf eine Fensterbank. Für ein paar Sekunden blieb es dort, doch dann flog es aus dem Fenster raus. Kurz darauf hörte es polternde Schritte und ein ,,NEIN!“, doch darauf folgte bloß noch das heftige Rauschen des Windes, welches es davontrug.
Nach etwa fünf Minuten, landete es auf einer Straße. Viele große Räder waren zu sehen, mit noch größere Metallkästen darauf. Diese Kästen waren großteils dunkelblau, schwarz, grau oder weiß. Doch ab und zu rollte auch ein blauer oder ein hellgelber Kasten an ihm vorbei. „Mama, schau mal! Ein blaues Auto!“ rief ein Kind und zeigte auf einen blauen Kasten. „Autos heißen die also…“ dachte es sich. Plötzlich spürte es einen riesigen Druck auf sich. Für zwei Sekunden war alles schwarz. Autsch! Irgendwas tat höllisch weh! Es bemerkte einen Riss an sich. Oh nein, das Auto-ding hatte es zerrissen! Wie sollte es bloß wegkommen? Kurz dachte es daran zu rollen, wie die die Räder von diesen Autos, aber es war doch platt… wie sollte es bloß wegkommen!? Eine Welle Panik durchflutete es, bis es doch dann wieder hochgerissen und in gefühlter Lichtgeschwindigkeit davongeweht wurde.
Diesmal dauerte es ein wenig länger, bis es abgesetzt wurde. Es stieß gegen eine Art Wand und fiel auf einem glatten Untergrund. Wo war es jetzt? Ängstlich sah es sich nach diesen Autos um, doch es war keines in Sicht. Bloß Mütter, die ihre quengelnden Kinder mitzogen, verliebte Pärchen oder kichernde Mädchen. Alles in allem war es froh, diesmal an einem halbwegs sicheren Ort gelandet zu sein, bloß… und bam… da passierte auch schon, was es befürchtet hatte: Es wurde zertreten. Diesmal jedoch, entstand kein Riss mehr, diesmal hinterließ es Dreck und wurde ein wenig feucht. Dadurch entstanden schmerzhafte, kleine Löcher.
Ein paar Stunden verharrte es auf dieser Stelle, bis es plötzlich anfing einen fiesen Schmerz zu fühlen. Es sah einen Loch an sich selbst. Es fühlte sich so an, als würden Pfeile auf ihn einschießen. Dieser Schmerz kam immer öfter und wenn es kam, war ein trommelnder Laut zu hören. Diese Laute wurden immer öfter und lauter. So fing es an, immer mehr Löcher zu bekommen. Langsam waren immer weniger Leute zu sehen. Und wenn welche zu sehen waren, hatten sie Stangen in den Händen, welche zu einem riesigen Schirm über ihrem Kopf mündete. Fassungslos sah es auf und sah viele graue, gasförmige Substanzen, die hoch oben schwebten. Die waren vor diesem Stechen nicht da gewesen. Darauf schloss es, dass dieses schmerzhafte Stechen davon kam. Irgendwann rissen sich Teile von ihm weg und wurden immer kleiner, bis nur noch sehr kleine Teilchen übrigblieben. Das geschah so lange, bis es nicht mehr zu sehen war…
Verfasst von Sumaiya Shaznin (8c)