Eine Kurzgeschichte: DIE ZUGFAHRT

Der Zug ratterte über die Schienen und die Landschaft zog an mir vorbei. Hinter mir verschwand die Großstadt und vor mir lag eine weite, flache Landschaft. Die Sonne ging unter.

Das war aber nicht die typische „in den Sonnenuntergang reiten”-Szene. Im Gegenteil, wir „ritten” in die Nacht. Sie kam uns eisig und dunkel entgegen und mit ihr kam der Sturm.

Es gewitterte, blitzte und donnerte, der Regen prasselte ans Fenster und mein Herz hämmerte wild. Meine Gedanken überschlugen sich und um mich fing alles an, sich zu drehen.

Plötzlich hebt der Zug ab. Er steigt steil nach oben und eine gewaltige Kraft drückt mich nach hinten. Die Decke rutscht von den Wänden und fällt senkrecht nach unten. Sie schlägt am Boden auf und bleibt vertikal stecken: Der Donnergrollt und ein Blitz schlägt auf die Zugdecke unter mir ein. Mir ist gar nicht aufgefallen, dass wir weitergestiegen waren. Hier oben regnet es mehr als unten und meine durchnässte Kleidung klebt an meiner Haut.

Am Boden hat sich Wasser gesammelt, Wesen schwimmen um meine Knie. Ich zucke zusammen als mich eine raue Haut streift. Dann blicke ich runter und sehe eine Art Hai mit messerscharfen Zähnen. Jemand schreit. Ich.

Als ich mich umschaue, sehe ich eine schwarze Gestalt mit auffallend goldenen Augen. Meine Augen jucken, einerseits wegen des Regens, der auf mich runter prasselt, andererseits wegen des starren Blickes der Gestalt. Mein Herz rast und jeder einzelne Tropfen verbrennt meine Haut. Und dann gibt es einen Ruck.

Der Zug ist mit Höchstgeschwindigkeit aufgestiegen und ist jetzt an einer unsichtbaren Barriere gestoßen. Nun hält sich der Zug an die Naturgesetze und fällt durch die Schwerkraft angetrieben zurück zur Erde. Wir fallen und fallen und fallen.

Der Wagon kracht auf dem Boden auf und Metallsplitter fliegen durch die Luft. Dann Stille.

Ich traue mich nicht die Augen zu öffnen, aber ich schaffe es nicht, sie geschlossen zu halten und mache sie auf. Dunkelheit empfängt mich. Die Augen zu schließen, würde aber keinen Unterschied machen. Ich sehe überall nur Schwarz während die Finsternis mich in ihrer eisigen Kälte umhüllt.

Ich habe den Drang zu atmen und erst jetzt bemerke ich, dass ich die Luft eingehalten habe. Ich mache den Mund auf um meine Lungen mit Sauerstoff zu füllen, verschlucke aber nichts als Schwärze. Die Leere ergreift mein Herz und zieht mich tiefer in die tintenschwarze Finsternis.

verfasst von Elisa Iglesias Sichar (7b) 

1 Kommentar

  1. Diego

    Eine sehr erschreckende Geschichte würdest du einen weiteren Teil schreiben?

    Antworten

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